KM 7445 | Von Abakan geht es auf der “Trasse”, wie man hier eine größere Straße nennt weiter nach Norden. Die Tage werden spürbar länger. Sonnenaufgang ist bereits um 4.15 Uhr, Sonnenuntergang um 21.30 und ich schaue, dass mein Zeltplatz morgens im Schatten ist. Ansonsten ist bereits um 7 Uhr das Zelt ziemlich stark aufgeheizt. Dies wird aber zunehmend einfacher, da sich das Wetter verschlechtert und die Wälder immer dichter werden.
Das Wetter ist recht unbeständig. Tagsüber ist es sehr heiß und an frühen Nachmittag gibt es oft die ersten Gewitter, die sehr schnell aufziehen. In der Steppe hat man aber einen riesigen Weitblick und kann dann Wolkenbewegungen und Gebiete, wo das Gewitter gerade niedergeht beobachten. So entkomme ich das eine oder andere mal einem Platzregen, in dem ich einfach an der Straße eine Pause mache oder eben etwas schneller fahre. Aber das klappt natürlich nicht immer.
Einmal traue ich meinen Augen kaum, als ich dieses beängstigende Naturschauspiel sehe: zuerst sehe ich nur eine dunkle Spur zwischen Wolken und Erde und denke an einen Kometen, der hier gerade verglüht. Dann wird diese Spur aber immer breiter und bewegt sich in meine Richtung: Es ist ein Zyklon! Wie mit einem gigantischen Staubsauger wird die Erde bis in die Wolken hochgezogen. Das ganze dauert etwa 10 Minuten, danach reisst der Luftstrom ab und die Erde fällt wieder zu Boden.
Schaschlik is in ganz Sibirien in beliebtes Gericht und wird nur mit Salz und Pfeffer auf dem Grill mit Birkenholz zubereitet. In diesem Cafe mit “Domaschnaja Kuchnja” (Hausküche) bestelle ich bei Sergey eine Portion aus Wildschweinfleisch.Es halten nur wenige Autos an seinem Cafe an, und so hat Sergey Zeit mit mir etwas zu reden. Er bietet mir an, in seinem Cafe auf dem Boden zu übernachten, was ich gerne annehme. Ich bekomme dadurch auch etwas einen Blick hinter die Kulissen.
Der Kühlschrank zum Beispiel in dem das Fleisch gelagert wird, ist gar nicht angeschlossen, da das Cafe keinen Strom- und Wasseranschluss hat. Sergey hat zwar ein Notstromaggregat, aber er nutzt es kaum, da das Benzin zu teuer sei. Abends kommen noch ein paar Freunde von ihm vorbei und Sergey holt einen großen Bottich mit selbstgebranntem Schnaps aus Birkensaft hervor. Besonders gut schmeckt dieses Gebräu nicht, und kaum haben wir alle eine Runde getrunken, füllt Sergey nochmals nach. Ausreden gibt es nicht und so fahre ich am nächsten Morgen mit leichtem Kopfweh los.
Es kommt schon mal vor, dass mich die Straßenarbeiter mit “Cheil Gitler” begrüßen, wenn sie mich auf der Strasse mit meinen 2 Nationalfähnchen sehe. Das muss ich dann eben gekonnt weglächeln und wenn man ein bisschen mit den Jungs redet sind sie ganz in Ordnung, außerdem sorgen sie dafür, dass die Straße wieder einen besseren Belag bekommt, was mich natürlich sehr freut.
Dann bekomme ich tatsächlich meinen ersten Bären zu Gesicht. Allerdings ist er eingesperrt und läuft auf den wenigen Quadratmetern, die man diesem wilden Tier gelassen hat ständig im Kreis. Ein Cafe hat den Käfig zu “Werbezwecken” aufgestellt und viele Leute halten mit dem Auto an, um sich den Braunbären anzuschauen und um Selfies zu machen. Viele machen sich über den Bären lustig. Tiere werden in Russland oft nicht sehr respektvoll behandelt und mir tut dieses schöne Tier in diesem Käfig schrecklich Leid.
Die letzte Nacht vor Krasnoyarsk verbringe ich am Fluss Jenissei, nahe einem der größten Wasserkraftwerke der Welt. Der Jenissei ist hier zu einem 380 Kilometer langen Stausee aufgestaut.
In Krasnoyarsk werde ich dann sehr herzlich von Sashas Familie empfangen und umsorgt, aber dazu mehr im nächsten Wochenbericht.
Lieber Heinrich alias Albert, nachdem Eberhard alias Ebbi mir schon begeistert von deinem Blog berichtet hat, hat mir deine Mutter nun die Adresse geschickt und ich lese ganz begierig, was du alles erlebst – das ist spannend und unglaublich eindrucksvoll. Ich drücke dir alle Daumen, dass du dieses gigantische Vorhaben zum guten Ende bringst. Ganz liebe Grüsse aus dem Odenwald und vsewo choroschewo Deine Annemarie alias Ami
Lieber Heinrich, nun haben wir Deinen derzeitigen Standort wieder gefunden auf unseren Weltkarten, die Orte der Bergregion gabs dort nicht. Die Fotos sind fantastisch. Wir wünschen Dir weiterhin gute Begegnungen mit interessanten Menschen und gute Weiterreise! Herzliche Grüße, Hannelore und Hans
Wahnsinn, was du alles erlebst! Bin sehr gespannt, was noch alles kommt!
Lg Angela
Wow.
Super.
Weiter so und noch viel Spaß. Klingt nach viel Abendteuer.
Bis bald.
Spannend, packend, einwandfrei! Gute Fahrt und liebe Grüße aus Leipzig
Hallo Heinrich,
wir kennen uns nicht, aber ich lebe in Ulm und bin in Tübingen geboren, insofern gibt es eine Verbindung.
Den Hinweis auf Deinen Blog bekam ich von David, der Dich aus dem Mephisto kennt.
Die Berichte sind spannend und die Fotos faszinieren mich.
Ich habe jetzt an 2 Abenden fast deine ganze Reise durchgelesen.
Bleibe gesund und weiterhin viel Spaß.
Herzliche Grüße
Andreas
Hallo lieber Heinrich, schön wieder was von dir zu lesen. Was du erlebst ist einmalig. Ich bin fasziniert von deinen Berichten und tollen Fotos. Was macht dein russisch? Und deinen letzten Auftritt im russischen Fernsehen war ja super. Auf YouTube habe ich den Film gesehen du auf dem Fahrrad und der andere deutsche zu Fuß. Ich freue mich, wenn du wieder nach Ulm komm. Hab noch eine gute Reise. Und gute heimfahrt
Liebe grüße angustias
Ich freue mich sehr auf unser baldiges Wiedersehen… ?